André Vogtschmidt

"IT-Service.Network-Plus soll kein Krawattenclub werden"

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.

Was Synaxon 2021 vorhat

channelpartner.de:Wie viele Partner möchten Sie für das IT-Service.Network-Plus bis Jahresende gewinnen?

André Vogtschmidt: Wir wollen bis zum Frühjahr 2021 erst einmal keine weiteren Partner aufnehmen, es wird bis dahin bei den sechs Pilotpartnern bleiben. Denn wir möchten in der Pilotphase ein paar Dinge weiterentwickeln. Es gibt aber eine große Nachfrage, so dass wir eine Liste mit Interessenten erstellt haben, die später dazustoßen können.

Im ersten Schritt wollen wir auf 30 Standorte wachsen. Unser Ziel: Mit den lokalen Partnern 15 Prozent Marktanteil bei der Zielkundengröße zu erreichen. Es gibt einen klassischen Gebietsschutz für Partner. In Deutschland gehen wir davon aus, dass das Marktvolumen groß genug ist für 200 bis 250 IT-Service.Network-Partner.

Mitte August 2020 hatten wir das erste Partnertreffen bei einem Partner vor Ort in Bremerhaven, die Vernetzung untereinander hat super geklappt, es war sehr locker, alle fühlten sich wohl. So soll es auch sein. Wir wollen ja miteinander Geschäft machen. IT-Service.Network-Plus soll ja kein Krawattenclub werden.

Das Beweisfoto: Pilotpartner des IT-Service Network Plus beim Kickoff-Treffen im August 2020 in Hamburg - ohne Krawatten.
Das Beweisfoto: Pilotpartner des IT-Service Network Plus beim Kickoff-Treffen im August 2020 in Hamburg - ohne Krawatten.
Foto: Synaxon

channelpartner.de: Planen Sie auch überregionale Marketingmaßnahmen für IT-Service.Network-Partner unter dieser Dachmarke oder wirbt jeder Partner mit seinem Brand?

André Vogtschmidt: Beides: Bundesweite Aktionen laufen unter dem IT-Service.Network-Label, größtenteils online, und lokal mit den Partnern, um Leads für Partner zu generieren.Mit den ITSN-Plus Partnern werden wir in diesem Bereich individueller zusammenarbeiten - da werden wir beispielsweise regional unterschiedliche Kampagnen fahren.

channelpartner.de:Wie hat sich die Krise bislang auf das Geschäft der Synaxon-Mitglieder ausgewirkt?

Frank Roebers: Wir haben gleich zu Beginn der Corona-Krise KPIs als Indikatoren zur Frühwarnung definiert. Eine Kennzahl, die mich wirklich sehr überrascht hat, ist die Anzahl der Rücklastschriften für unseren Warenhandel mit Partnern: Die ist nicht gestiegen! Auch die Zahl der Kündigung von Mitgliedschaften ist nicht gestiegen, sondern sogar gesunken.

Wir hatten damit gerechnet, dass Partner, die Kunden in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie, Messebau etc. bedienen, in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Das ist bislang nicht eingetreten. Wir haben bislang keinerlei Auffälligkeiten in diesem Bereich. Möglicherweise hat es solche Fälle gegeben, aber sie sind für uns aktuell nicht erkennbar. Wir haben für die gesamte Synaxon-Gruppe statistisch betrachtet keine signifikante Erhöhung von Zahlungsausfällen verglichen mit der Zeit vor Corona. Wir liegen beim Umsatz insgesamt weit über dem Vorjahr.

channelpartner.de:Wie sieht die Situation bei den Partnern des IT-Service.Network aus?

André Vogtschmidt: Die Art der Auftragsanfragen haben sich verändert, aber mit Blick auf das Gesamtvolumen verzeichnen die Partner keine Einbußen.

channelpartner.de:Und was beobachten Sie bei den 101-Partnern?

Frank Roebers: Das Geschäft wächst eher. Die Partner spüren natürlich den erhöhten Bedarf nach Unterstützung bei der Digitalisierung und bei der Einrichtung von Remote-Arbeitsplätzen. Kunden fehlten neben Notebooks oft die nötige Infrastruktur und es gab Engpässe bei den VPN-Zugängen. Insgesamt beobachten wir ein auffallend normales Geschäft.

Deshalb fällt es mir so schwer, die Krise wirklich wahrzunehmen, die im Bruttoinlandsprodukt mit einer Bremsspur von mindestens 10 Prozent deutlich erkennbar ist und die sich zum Jahresende deutlich verschärfen könnte.In der Gastronomie haben viele während der Krise begonnen, einen Lieferservice aufzubauen und haben sich damit, kombiniert mit staatlichen Hilfen wie Kurzarbeit, Steuerstundungen etc. und die Findigkeit der Unternehmen für kreative neue Geschäftsmodelle, relativ gut über Wasser gehalten.

channelpartner.de: Wie gehen Sie bei Synaxon mit dieser unabwägbaren Situation um?

Frank Roebers: Wir sind in der paradoxen Situation, uns gedanklich gleichzeitig auf eine Vollbremsung und eine starke Expansion vorbereiten zu müssen. Wir beobachten natürlich mit erhöhter Aufmerksamkeit unsere Risiko-Frühwarnindikatoren - dort ist aktuell nichts zu sehen. Wir sind kontinuierlich auf unserem Wachstumskurs geblieben und gehen momentan davon aus, auch unsere - im Oktober 2019 erstellte und damit ambitionierte - Jahresplanung zu schaffen. Aber das wird man jeden Monat neu bewerten müssen.

Denn Zukunftsaussagen zu treffen, ist aktuell kaum möglich. Möglicherweise hat gesamtwirtschaftlich betrachtet die massive staatliche Intervention das Schlimmste verhindert. Das werden wir in einem Jahr wissen.

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