Tech-Data-Chef Dressen zur Boni-Regelung

"Mutige Entscheidung von HP"

23.10.2012

CP: Wie sieht das in Deutschland aus?

Dressen: Wir verzeichnen in Deutschland ein zweistelliges Umsatzwachstum und haben unsere Margen deutlich verbessert. Insofern sind wir aktuell sehr entspannt. Es ist eine Chance für die gesamte Branche. Es geht darum, den Service-Level für unsere Hersteller- und Vertriebspartner zu erhalten, und es geht nicht darum, riesige Gewinne einzufahren, das kann jeder unserer Bilanz entnehmen. Unsere operative Marge vor Steuern in Europa beträgt etwa 1 bis 1,5 Prozent - das liegt deutlich unter den Gewinnen, die Hersteller oder gut wirtschaftende Systemhäuser im Schnitt einfahren. Und wenn wir unseren bisherigen Gewinn nicht erreichen, können wir den Service-Level für unsere Partner nicht erbringen.

CP: Sie hatten auf dem Vendor Summit angedeutet, im Bereich Retourenmanagement den Partnern ähnliche Dienste anzubieten wie beispielsweise Amazon.

Dressen: Auf dem Tech Data Forum werden wir neue Rückgabemöglichkeiten ankündigen. Was wir bereits realisiert haben, ist eine Art Sofort-Payment-Tool. Bislang war das bei uns schwierig: Partner konnten per Vorauskasse bezahlen, was für sie sehr aufwändig und umständlich war. Seit Juni garantiert der neue Bezahlservice mit "Sofortüberweisung.de" den direkten Versand verfügbarer Ware, sofort nach Generierung der Online-Zahlungsbestätigung. Damit entfällt die Notwendigkeit der Vorauskasse.

CP: Und diese Services könnten die Abwanderung der Reseller zu Amazon bremsen?

Dressen: Viele kleinere Händler haben sich bei Amazon eine weitere Einkaufsquelle erschlossen. Unserer Erfahrung nach aus zwei Gründen: zum einen, weil es für sie hier einfachere Bezahlmöglichkeiten gibt, denn viele kleine Händler haben kein ausreichendes Kreditlimit, und dieses zu erhöhen ist sehr aufwändig. Mit Sofortüberweisung.de haben wir jetzt für dieses Anliegen eine Option geschaffen. Zum anderen ermöglicht Amazon die Rückgabe der Produkte unabhängig davon, ob die Produkte benutzt wurden oder nicht - entsprechend des Fernabsatzgesetzes. Hier hatte die Distribution bisher keine Lösung. Auf unserem Forum werden wir aber eine solche Lösung präsentieren.

CP: Sie gehen also wie die GfK davon aus, dass es nicht die günstigeren Preise sind, weshalb Reseller zunehmend bei E-Tailern kaufen?

Dressen: Natürlich kann es immer mal sein, dass Amazon einzelne Produkte zu besseren Preisen als die Distribution anbietet. Aber das ist nicht das ausschlaggebende Motiv für Reseller, dort einzukaufen. Vor allem läuft der Partner auch immer Gefahr, dass der Endkunde dieses Produkt dann bei Amazon ebenfalls entdeckt und dort direkt bezieht. Das Motiv ist der höhere Service-Level, den Amazon dem Partner bietet. Das sollte der Distribution zu denken geben. Und das bringt mich wieder zum Einstiegsthema unseres Gesprächs: Die Distribution muss das Geld verdienen, um einen solchen Service-Level anbieten zu können.

CP: Welchen Anteil hat das Retail-Geschäft bei Tech Data in Deutschland am Gesamtumsatz, und welcher Anteil entfällt auf das SMB-Geschäft?

Dressen: Wir machen heute mehr Umsatz im SMB-Bereich als im Retail - über alle Produktsparten hinweg. Das ist eine enorme Leistung, finde ich.

CP: Tech Data wird auf dem Forum eine Cloud-Aggregationsplattform vorstellen. Welche Hersteller werden an Bord sein?

Dressen: Wir wollen auf dem Forum die TD Cloud Lösung vorstellen, werden sie aber erst im Frühjahr 2013 hierzulande einführen. Insofern kann ich dazu noch keine Details nennen.

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