Redcoon-Chef Heckel

"Online-Shop ist die verdammte Pflicht eines jeden Retailers"

05.06.2012

"Amazon missbraucht seine Marktmacht"

Blick in das Logistik-Zentrum von Redcoon
Blick in das Logistik-Zentrum von Redcoon

Stärker als andere Onlineshops ist Redcoon auf eBay vertreten. Was sind Ihre Beweggründe für das Engagement auf der E-Commerce Plattform?

Heckel: Wir sehen das recht emotionslos: eBay ist für uns ein Kanal von vielen, genauso wie etwa Preissuchmaschinen, das Affiliate-Geschäft oder Google. Ebay gehört auch heute noch zu den meistfrequentierten Webseiten und wo Frequenz ist, gibt es auch Umsätze zu holen. Auf den Marktplatz eines Wettbewerbers wie Amazon zu gehen, kommt für uns dagegen nicht in Frage, die würden am Ende nur unsere ganzen Unternehmensdaten auslesen. Das Angebot auf eBay ist zwar auch mit Gebühren verbunden, doch kann man sich sicher sein, dass eBay als Plattformbetreiber neutral ist.

Seit Mitte 2011 bieten Sie auch Bücher an. Wie wichtig ist für Sie diese Sortimentserweiterung?

Heckel: Das ist zunächst einmal ein Test. Wir schwimmen hier ja noch nicht in Erfahrungen und wollten das einmal ausprobieren. Es ist auch gut möglich, dass auch eBooks künftig bei uns eine Rolle spielen werden. Unser Ziel ist es, als Fach-Discounter angesehen zu werden und Bücher passen gut zu diesem Image dazu. Aber wir werden sicher niemals unseren Schwerpunkt beispielsweise plötzlich auf Textilien legen.

Redcoon zählt zur Spitzengruppe im deutschen Elektronik-Onlinehandel zusammen mit Anbietern wie Cyberport und Notebooksbilliger.de. Wie schätzen Sie die Marktentwicklung ein: Ist der Markt hier schon konsolidiert oder rechnen Sie auch künftig mit neuen, aggressiven Wettbewerbern?

Heckel: Durch die totale Transparenz ist der Online-Markt sehr hart und aggressiv. Damit meine ich aber gar nicht so sehr die deutschen Mitbewerber als vielmehr den amerikanischen Marktteilnehmer Amazon, der seine Macht missbraucht, um mit Umsätzen ohne Marge eine dominante Stellung zu erobern. Was hier passiert, ist besorgniserregend. Denn der deutsche Markt darf nicht in die USA gehen. Da sehe ich eine große Gefahr.

Ist für Sie also Amazon der eigentliche Wettbewerber – und weniger die deutschen Elektronik-Onlinehändler?

Heckel: Ja, denn ich fürchte keine Konkurrenz auf gleicher Augenhöhe. Aber ich fürchte es, wenn jemand nicht auf Augenhöhe ist und mit Waffen arbeitet, die unter Wirtschaftsleuten nicht als ordentlich gelten. Das ist nicht in Ordnung. Denn auch wenn Amazon heute auf seine Margen verzichtet, werden am Ende doch die Kunden ausgenommen. Aber vorher wird noch der heimische Wettbewerb um die Ecke gebracht.

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