Es kann jeden treffen

Pflegefall in der Familie – wie geht’s weiter im Beruf?

05.03.2010

Bedarf an (häuslicher) Pflege und Betreuung steigt

Ein solches Agreement erachtet Stefan Becker, Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH , Frankfurt, einer Initiative der Hertie-Stiftung, als "meist ideal" für Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen - seien dies Eltern, Kinder oder Lebenspartner. "Denn es ermöglicht eine hohe Flexibilität."

Becker registriert, dass immer mehr Unternehmen erkennen: "Wer heute beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur an Kinderbetreuung denkt, der denkt zu kurz." Denn immer mehr Erwerbstätige stünden wie Monika Hübner im Verlauf ihrer beruflichen Biografie irgendwann vor der Frage: Wie kann ich meinem Wunsch oder die Notwendigkeit, betagte oder kranke Angehörige zu betreuen, mit meinem Job vereinbaren? Die Hauptursache hierfür: Die bundesdeutsche Bevölkerung altert und somit altern auch der Belegschaften der Unternehmen. Laut Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg werden im Jahr 2020 rund 37 Prozent der potenziell Erwerbstätigen über 50 Jahre alt sein; heute beträgt ihr Anteil 29 Prozent.

"Arbeitnehmer über 50 müssen in der Regel keine Kleinkinder mehr betreuen", sagt Jürgen Ley, Leiter des Personalservices bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall. "Sie sehen sich aber oft mit einer Aufgabe konfrontiert, die häufig noch belastender ist: der Betreuung oder Pflege von Angehörigen - sei es immer mal wieder stundenweise oder Tag für Tag rund um die Uhr."

Diese Aufgabe zu bewältigen, ist für die Betroffenen oft schwer - auch weil die klassische Großfamilie kaum noch existiert. Die Regel sind Kleinfamilien oder Ein-, Zwei-Personen-Haushalte. "Benötigt ein Angehöriger dann Betreuung oder Pflege, ruht oft die gesamte Last auf wenigen Schultern", erklärt Ley. "Entsprechend schnell schlägt das Gefordert-Sein in ein Überfordert-Sein um."

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