Skaylink-CEO Heinrich Zetlmayer

"Size matters!"

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Branchenschwerpunkte setzen und skalieren - so lautet die Strategie nach der Fusion von Beck et al., binary, die direkt gruppe und infoWAN zu Skaylink.

channelpartner.de: Die vier IT-Dienstleister und Cloud Service Provider (CSPs) - Beck et al., binary, die direkt gruppe sowie infoWAN inklusive deren Tochter DrVis Software - arbeiteten schon seit mehreren Jahren eng und erfolgreich zusammen. 2021 stieg Investor Waterland ein, jetzt fusionieren alle Firmen zur "Skaylink". Warum dieser Schritt zum gemeinsamen Brand und wie weit ist die Integration gediehen?

Heinrich Zetlmayer: Alle vier Firmen sind über mehr als 20 Jahre hinweg unter ihren Gründern sehr erfolgreich gewachsen, hatten in etwa die gleiche Größe und ergänzten sich hervorragend. Wir haben in den vergangenen sechs Monaten eine komplett neue Struktur aufgebaut, eine neue Firma gegründet, parallel zum Tagesgeschäft, und heute sind alle vier Partner organisatorisch komplett integriert in die neue Firma.
Dadurch ist eine diverse Kultur entstanden. Das ist etwas anderes, als einfach eine andere Firma zu kaufen, weil sich dann immer die Kultur eines Unternehmens durchsetzt, was dazu führt, dass man Mitarbeiter verliert, die sich dort nicht wiederfinden. Bei Skaylink haben wir uns gemeinsam eine eigene, integrative Kultur geschaffen.

Heinrich Zetlmayer, CEO von Skaylink und seit November 2020 Industry Expert & Operational Support bei Waterland Private Equity
Heinrich Zetlmayer, CEO von Skaylink und seit November 2020 Industry Expert & Operational Support bei Waterland Private Equity
Foto: Skaylink

Allen Beteiligten war klar, dass jeder für sich nur einen Teil dessen anbieten kann, was Kunden für eine ganzheitliche digitale Transformation benötigen. Und für Kunden ist es immer aufwändiger und komplexer, mit vier unterschiedlichen Partnern zusammenzuarbeiten, als mit einem einzigen Partnerunternehmen, das alle Themen aus einer Hand abdeckt. Und exakt das bietet nun Skaylink.
Der Einstieg von Waterland Private Equity als starker, strategischer Partner wirkte wie ein Katalysator für diese Strategie.

channelpartner.de: Welche Kernkompetenzen bildet Skaylink nun gebündelt unter einem Dach ab?

Heinrich Zetlmayer: Wir verbinden in dieser einmaligen Konstellation Partnerkompetenzen für AWS und Microsoft mit Software-Entwicklung, Managed Services und Projektgeschäft; uns zeichnet eine extreme Stärke im Bereich Public Cloud aus, die aber auch - Dank binary - durch ein eigenes, privates Rechenzentrum abgerundet wird.

Eigenes Data Center zu betreiben gereicht zum Vorteil

channelpartner.de: Ein eigenes Rechenzentrum zu betreiben ist aufwändig. Weshalb ist es aus Ihrer Sicht dennoch vorteilhaft, zusätzlich zur Partnerschaft mit den Public Cloud Größen, auch selbst Hoster zu sein?

Heinrich Zetlmayer: Weil es für Kunden wichtig ist, einen Partner zu haben, der den Rechenzentrumsbetrieb aus eigener Erfahrung kennt und der weiß, wie dieser Betrieb genau funktioniert. Wir kennen alle Welten: Cloud-native, reine Managed Services und klassisches On-Premise-Geschäft!
Die meisten Mittelständler haben eine Mischung aus On-Premise und Public Cloud und müssen damit zurechtkommen. Genau diese Erfahrung mit Kompetenzen aus allen Welten bringen wir mit und wir haben die erforderliche kritische Größe, um das alles End-to-End mit 24x7-Services für den Mittelstand zu bedienen. Gleichzeitig bleiben wir aber auf Augenhöhe mit dem Mittelstandskunden. Allerdings schätzen auch Dax-Unternehmen unsere Größe und Innovationskraft!

channelpartner.de: Skaylink ist mit insgesamt 450 Beschäftigten an acht Standorten in Deutschland sowie mit Büros in Brasilien und Rumänien vertreten. Gibt es Pläne für eine weitere regionale Expansion?

Heinrich Zetlmayer: Mittelstands-Champions auf Kundenseite sind meist weltweit tätig. Das müssen wir abbilden, auch mit Blick auf Amerika, den Nahen Osten und Asien. Die amerikanischen Länder bedienen wir bereits von einem eigenen Standort in Brasilien aus. Dieses Geschäft wächst spürbar.
In Asien sind wir noch nicht vertreten, hier arbeiten wir im Bedarfsfall mit einem lokalen Partner zusammen. Asien ist eines unserer Zukunftsprojekte.
Oberste Priorität hatte aber jetzt erst einmal, die Integration der Firmen umzusetzen und alles in neuer Konstellation zum Laufen zu bringen.

channelpartner.de: Waterland engagiert sich auch in anderen Partnerkonglomeraten - beispielsweise bei der netgo-group. Sind hier langfristig Merger geplant, beispielsweise von Skaylink und der netgo-gruppe?

Heinrich Zetlmayer: Nein. Skaylink ist eine eigene und eigenständige Firma mit einem ganz eigenen Verständnis von Cloud und Digitaler Transformation. Der Zertifizierungsumfang und die Kompetenztiefe für die Cloud-Angebote von AWS und Microsoft unseres Teams ist enorm. Und unser Fokus liegt auf der Kombination von Cloud, Projektgeschäft, Software-Entwicklung und Managed Services. Das unterscheidet uns von anderen Waterland-Beteiligungen.

Die IT bewegt sich technologisch mit zunehmender Geschwindigkeit, das ist für uns Herausforderung und Motivation zugleich. Unsere Ambition ist es, mittelständische CIOs dabei zu unterstützen, ihre hybride IT-Landschaft zu betreiben und weiterzuentwickeln.

Spezialisierung auf bestimmte Branchen lohnt sich

channelpartner.de: Wir beobachten aktuell sehr viele vertikale Initiativen auf Anwenderseite. Werden Sie sich bei Ihren Services auf bestimmte Branchen spezialisieren?

Heinrich Zetlmayer: Der Zusammenschluss zu Skaylink gab uns erstmals die Möglichkeit, auch eine kritische Masse für bestimmte Branchen zu bilden, beispielsweise für Industrie, den Public Sektor, Consumer und die Finanz- und Versicherungsbranche. Das bilden wir weiter aus.

Allerdings werde ich auch künftig die Technologie-Flagge hochhalten! Denn die einzelnen Services haben an Bedeutung zugenommen.

channelpartner.de: Inwiefern?

Heinrich Zetlmayer: Die Wertschöpfungsketten der einzelnen Branchen sind heute extrem spezifisch und komplex. Dort genau den richtigen Punkt zu setzen, ist eine echte Herausforderung. Die Umsetzung ist das Problem, und da muss ich die Technologie beherrschen: Ich brauche gute Projektmanager, gute Software-Entwickler und die Cloud-Technologie. Zudem muss ich das regulatorische Umfeld genau kennen.
Deshalb sind bei uns die meisten Mitarbeiter in speziellen, sehr technologie-starken Service Circles verortet. Auch unser Change- und Adoption-Team agiert immer sehr technologienah.
Den größten Wert schöpfen wir über Technologienähe, und der Zusammenschluss ermöglicht uns Branchenschwerpunkte zu setzen und zu skalieren. Denn: Size matters!

channelpartner.de: Konsolidierung gab es im IT-Dienstleistermarkt schon immer. Bemerkenswert ist allerdings seit knapp zwei Jahren der Trend, dass nicht mehr nur Große Häuser Kleinere aufkaufen, sondern dass sich mittelständische Dienstleister zusammenschließen - Skaylink ist dafür ein Beispiel. Wie will sich Skaylink künftig auf diesem Markt positionieren und wachsen?

Heinrich Zetlmayer: Am Markt entstehen mittelgroße Player wie wir, die eine eigene spezielle Dynamik haben. Wir haben uns auf Cloud-Themen ausgerichtet, weil die IT extrem stark in Bewegung ist, und weil man wissen muss, was Kunden in zwei bis drei Jahren brauchen. Da sind wir im deutschen Markt einmalig in dieser Größe und mit dem Fokus auf den Mittelstand.
Wir wollen in den nächsten fünf Jahren stark wachsen - anorganisch und organisch - und haben mit Waterland einen guten Partner dafür.

channelpartner.de: Welche Art von Firmen sind für Sie interessant?

Heinrich Zetlmayer: Da kommt einiges für uns in Frage, vorausgesetzt das Unternehmen bereichert unser Kernthema Cloud und Digitale Transformation. Es ist eine Frage der Prioritäten. Ein Übernahmekandidat müsste unsere bestehenden Stärken stärken oder Themen, die wir noch nicht ganz abdecken, ergänzen. Wir haben dafür eine eigene M&A-Abteilung (Mergers & Acquisitions).

channelpartner.de: Welche Rolle spielen bei diesen Überlegungen Kandidaten, die Know-how im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) mitbringen?

Heinrich Zetlmayer: Wir sind im Bereich KI schon aktiv, allerdings hat KI aktuell noch geringe Kundenrelevanz und spielt dort vor allem bei der Auswertung von Daten, im Bereich Machine Learning und Automatisierung eine Rolle. Die meisten Firmen kämpfen momentan noch mit der Datenkonsolidierung.
In den nächsten drei bis vier Jahren werden vor allem Cloud, Datenintegration, Data Security, Digitale Geschäftsmodelle relevant sein. Denn die IT-Budgets schießen trotz aller Digitalisierungsbestrebungen nicht in die Höhe, weshalb sich CIOs eher auf unmittelbar Geschäftsrelevantes konzentrieren.

channelpartner.de: Wie schaffen Sie bei Skaylink ein Umfeld für Innovation?

Heinrich Zetlmayer: Wir haben erst kürzlich unser Skaylink-Lab und die Skaylink Academy gegründet. Die Academy fördert die kontinuierliche interne und externe Weiterbildung, das Lab schafft Raum für Tests, die Entwicklung von Prototypen und Top Use Cases. Denn Papier ist geduldig, greifbare Beispiele sind immer besser!

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