SDN-Technologie im Detail

Software Defined Networks - Der Weg zu flexiblen IT-Netzwerken

Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Kritikpunkte von SDN

Allerdings gibt es eine Reihe von Punkten, die Fachleute am Software Defined Networking kritisieren. So steigt mit dem Konzept eines zentralen Controllers die Fehleranfälligkeit: Fällt der Controller aus, "steht" das Netz. Dies lässt sich beheben, indem mehrere Controller zum Einsatz kommen. Das erhöht jedoch die Komplexität der Infrastruktur und damit auch den Managementaufwand.

Bedenken gibt es zudem in Bezug auf die Skalierbarkeit einer SDN-Infrastruktur. Speziell in komplexen Netzen mit vielen Switches, Servern und Virtual Machines müssen Controller mehrere hunderttausend oder Millionen Flows bewältigen. In den derzeitigen Testinstallationen der University of Stanford fallen jedoch nur mehrere hundert bis tausend Flows an.

"Neben der Standardisierung ist die Skalierbarkeit einer solchen Lösung eine Herausforderung", bestätigt Enterasys-Technikstratege Nispel. "Eine totale Zentralisierung der Control Plane bringt zwar theoretisch Vorteile für das Management, jedoch sind Verfügbarkeit und insbesondere Skalierung ein Problem." Die Definition der IP-Flows in den gegenwärtig vorhandenen OpenFlow-Testumgebungen erfolge in einer groben Weise und sei statisch vordefiniert: "Das heißt, man muss sich vorher genau überlegen, wer mit wem kommunizieren möchte."

Laut Adva Optical Networking, einem Hersteller von optischen Netzkomponenten für Weitverkehrsnetze, eignet sich SDN auf Basis von OpenFlow zudem nur unzureichend für optische Netze, in denen eine leitungsvermittelnde Übertragung stattfindet. Hier seien Erweiterungen der OpenFlow-Spezifikation erforderlich. Allerdings hat die Internet Engineering Task Force (IETF) mit Path Computation Elements eine SDN-Spezifikation zur Verfügung gestellt, die für das Software Defined Networking in Weitverkehrsnetzen auf IP-Basis zugeschnitten ist.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass der Verkehr im Netzwerk durch die Kommunikation zwischen den Controllern nach ersten Erfahrungswerten um etwa drei bis vier Prozent steigt. Dies dürfte in vielen Fällen nicht problematisch sein, führt aber dennoch zu einer stärkeren Belastung des Netzes.

Noch unklar ist ferner, wie sich SDN in komplexen Netzen umsetzen lässt. Dies betrifft vor allem das Management von IT-Ressourcen über mehrere Domains hinweg. Ebenfalls noch nicht zufriedenstellend gelöst ist die Frage, wie sich Verkehrsströme und Daten in Netzen trennen lassen, die auf eine "Shared Infrastructure" zurückgreifen. Das ist beispielsweise in MPLS-Weitverkehrsnetzen (Multi Protocol Label Switching) der Fall.

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