Cloud Computing und der Channel

Wege aus der Komplexitätsfalle

Erich Vogel ist Leader Cloud Solutions bei Computacenter.
Schneller, flexibler, agiler und kostengünstiger – die Cloud verspricht viele Vorteile, zumindest für die Nutzer. Anders sieht es für IT-Abteilungen aus, sie benötigen mehr Werkzeuge und Skills, um die neuen Prozesse aufzubauen – die Komplexität steigt.

IT-Abteilungen, die sich in den letzten 20 bis 30 Jahren damit beschäftigt haben, Rechenzentren aufzubauen und zu betreiben, verantworten jetzt im Rahmen von Infrastructure- oder Platform-as-a-Service (PaaS) virtuelle Umgebungen, die bei AWS oder Microsoft liegen und über die sie nur bedingt Kontrolle besitzen. Daher muss sich die IT mit Fragen wie Zugangsregeln, Monitoring oder der internen Kostenverrechnung beschäftigen. Damit aber nicht genug: Denn Nutzer ist nicht gleich Nutzer. Für die IT heißt dies, dass sie ein an die individuellen Bedürfnisse angepasstes Cloud-Angebot zur Verfügung stellen muss - je nachdem, ob es sich um einen reinen Endanwender oder einen Anwendungsentwickler handelt.

Endanwender: Per Klick einen Service bestellen

Ähnlich wie es Nutzer von Portalen wie Amazon oder Ebay gewohnt sind, wollen sie auch als Mitarbeiter ihre benötigten IT-Services bestellen: einfach auf das Portal gehen, in einem Public Service-Katalog den gewünschten Dienst wie eine Office 365 Online-Mailbox aussuchen und bestellen. Idealerweise steht der gewünschte Service dann auch noch innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung. Um das zu gewährleisten, muss die IT-Abteilung einiges tun.

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Da die Cloud Services nicht selbst entwickelt werden, muss die IT dafür sorgen, dass für diese Services die gleiche "Governance "und Kontrolle gilt, wie für die selbst erzeugten Dienste: sowohl hinsichtlich des Monitorings und Backups als auch im Hinblick auf die Benutzer- und Rechteverwaltung sowie bei den Sicherheitsregeln für Virenschutz, Verschlüsselung und Verfügbarkeit.

Cloud-Service-Management und -Werkzeuge

Damit der Nutzer seinen gewünschten Dienst einfach auswählen kann, muss die IT eine Lösung zur Verfügung stellen, die dem Kunden ein angenehmes Benutzererlebnis bietet, dem Corporate Design entspricht und einfach zu bedienen ist. Nur so wird sie von den Anwendern akzeptiert und auch genutzt. Das Cloud-Servicemanagement übernimmt dabei die Verantwortung für einen Service - vom Eintrag in den Servicekatalog über das Lifecycle-Management der Services bis hin zum Betrieb. Dabei muss die IT nicht alle Aufgaben selbst übernehmen, aber zumindest als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus sind entsprechende Cloud-Werkzeuge notwendig. Mit ihnen lassen sich alle benötigten Tools für die Public Cloud-Umgebungen wie beispielsweise Portalsoftware, Servicekatalog, Monitoring, Backup oder Automatisierung auswählen und bedienen. Mit diesem Tool kann beispielsweise automatisch das Leistungsangebot im Servicekatalog aufgenommen und gepflegt werden, wie die Artikelbeschreibung, der Preis oder die Lieferinformationen. Hinzu kommen aber auch Werkzeuge, die bereits für die on-Premises-Landschaft im Einsatz sind wie Backup- oder Monitoring-Tools.

Um die notwendigen Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, muss die IT zudem ein entsprechendes Regelwerk für die Cloud-Nutzung entwickeln, in dessen Rahmen sich die Nutzer bewegen können. Und last but not least ist die IT-Abteilung für den gesamten Cloud-Service-Betrieb verantwortlich. So erhalten Endanwender über ein Portal mit einem Servicekatalog Zugang zu bestimmten Diensten. Andere Services dürfen sie jedoch nicht nutzen.

Anwendungsentwickler brauchen Rahmenbedingungen

Völlig anders nutzen Anwendungsentwickler, die in Digitalisierungsprojekten neue Applikationen entwickeln, solche Dienste. Sie brauchen kein Portal, das es ihnen ermöglicht, Standard-Services abzurufen. Für sie ist vielmehr ein virtuelles Rechenzentrum entscheidend, über das sie schnell und unkompliziert Systeme hochfahren, die ein oder andere Big-Data-Plattform von Microsoft nutzen und einfach noch zwei IoT-Services mit dazu nehmen können.

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Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen IT-Abteilungen dieser Nutzergruppe ein entsprechendes Regelwerk zur Verfügung stellen. Dieses enthält neben der Bestimmung der Public Cloud Provider, welche die Anwendungsentwickler nutzen dürfen, auch Vorgaben für das Administrationskonzept, Monitoring, Verschlüsselung von Daten, Kommunikationsregeln, Budgetmanagement, etc. Innerhalb der automatisiert bereitgestellten virtuellen Rechenzentren dürfen Entwickler dann auf Basis dieses zentral definierten und überwachten Regelwerkes das tun, was sie zur Erreichung ihrer Ziele benötigen.

Dieses Regelwerk lässt sich in Scripte fassen und damit automatisiert bereitstellen sowie kontrollieren. Unabhängig davon, ob es sich um AWS, Microsoft oder Google handelt: Immer wenn ein virtuelles Rechenzentrum für die Anwendungsentwicklung benötigt wird, kann das Script gestartet werden und innerhalb kürzester Zeit steht für ein Projekt das geeignete Rechenzentrum zur Verfügung.

Die einen benötigen das Auto, die anderen die Straße

Während die IT den Endanwendern sozusagen ein fertig konfiguriertes, fahrbereites Auto zur Verfügung stellt, baut sie für Anwendungsentwickler eine Straße mit Leitplanken. Darauf fahren müssen die Entwickler selbst. Dank dieser Strategie werden beide Anwendergruppen bestens bedient und sie können die Dienste nutzen, die sie tatsächlich benötigen. IT-Dienstleister unterstützen bei der Entwicklung der Cloud-Strategie auf Basis des individuellen Geschäftsmodells. Sie entwickeln eine Roadmap zur Umsetzung aller Konzepte inklusive der Werkzeug- und Providerauswahl. Zudem stellen sie die benötigte Netzwerkanbindung sicher und übernehmen den Betrieb von Cloud-Umgebungen.

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