Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel

"Wir bauen das stationären Geschäft aus"

31.01.2012

Facebook, Mobile Shop, Media-Saturn

Olaf Siegel, Geschäftsführer der Cyberport GmbH: "Was das Verkaufen bei Facebook betrifft, bin ich recht skeptisch. Die Leute wollen keinen zweiten Online-Shop."
Olaf Siegel, Geschäftsführer der Cyberport GmbH: "Was das Verkaufen bei Facebook betrifft, bin ich recht skeptisch. Die Leute wollen keinen zweiten Online-Shop."

Betrachtet man den sehr übersichtlich gestalteten Online-Shop von Cyberport, so scheinen Sie sich mit Modethemen wie Social und Mobile eher zurückzuhalten. Ist das eine bewusste Entscheidung?
Siegel: Gerade beim Thema Facebook sind wir, was das Verkaufen betrifft, recht skeptisch. Die Leute wollen dort keinen zweiten Online-Shop. Wir versuchen, bei Facebook attraktive Angebote zu bewerben, aber immer nur wohldosiert. Im Übrigen sind wir dort auch erst vor einem halben Jahr gestartet und setzen weniger auf spektakuläre Fanzahlen, sondern wollen vielmehr Kunden mit einem Fragebedürfnis eine Plattform bieten.

Und für wie relevant halten Sie das Thema Mobile?
Siegel: Unser Online-Shop ist in der jetzigen Version bereits für iOS nutzbar und hier beobachten wir eine gute Resonanz. Den geplanten Mobile Shop haben wir dagegen noch etwas verschoben. Das ist ein sehr anspruchsvolles Thema, und wir wollen für Smartphone-Nutzer eine Shopping-App bieten, die sich ganz anders anfühlt und andere Funktionen bietet als unser Online-Shop.

Wenn es um die Konkurrenzbeobachtung geht, ist derzeit das spannendste Thema die Online-Aufstellung von MSH mit Redcoon, Saturn.de und dem neuen mediamarkt.de-Shop. Wie beurteilen Sie die Erfolgschancen des Retail-Marktführers im Netz?
Siegel: Wenn man sich die Shops anschaut, ist das klar nicht auf dem neuesten Stand. Doch die Werbung insbesondere für mediamarkt.de ist natürlich sehr stark. Das wird das Thema online bestellen / offline abholen bei den Kunden noch einmal forcieren. Dieses Prinzip funktioniert bei Cyberport sehr gut - warum sollte das nicht auch bei Media-Saturn gut laufen?

Aber warum tut sich ein Handelsriese wie MSH so schwer mit einem überzeugenden E-Commerce-Auftritt?
Siegel: Ich glaube, die müssen das Thema mit den im Online-Shop angebotenen Produkten, die dann auch zu gleichen Preisen in den Filialen zu haben sind, erst einmal logistisch hinkriegen. Da wird zurzeit noch viel herumgedoktert. Doch allein dass Media Markt und Saturn nun online sind, ist auf jeden Fall ein Statement. Ob das auf Dauer starke Player im Online-Handel werden, muss man abwarten. Aber ich würde das nicht so hämisch sehen wie der Rest.

Und wie schätzen Sie Redcoon ein, den Pure-Online Player von MSH?
Siegel: Redcoon ist für mich schwer einzuschätzen, da dort bisher auch der ganze Eigenhandel zwischen den einzelnen Landesgesellschaften in die Umsatzzahlen eingeflossen ist. Nach der Übernahme durch Metro werden die Zahlen für 2011 jetzt erstmals sauber sein. Auf jeden Fall ist Redcoon gerade seit Jahresanfang wieder sehr preisaggressiv unterwegs. Über die Preisschraube wird sich hier sicherlich auch ein entsprechendes Absatzvolumen erzielen lassen.
Wenn es um die Preisthematik geht, muss man aber auch Amazon erwähnen. Die haben das Price-Matching zum Wettbewerb inzwischen auf fast alle Sortimentsbereiche ausgedehnt. Ich gehe davon aus, dass dadurch auch die Marktanteile von Amazon im Elektronikbereich erheblich gestiegen sind.

Wie sieht es bei der Burda-Tochter Cyberport aus: Sind Sie in der Lage, den Preiswettbewerb mitzugehen?
Siegel: Preiswettbewerb gibt es immer. Die Frage ist nur: Ist es noch möglich, Geld zu verdienen? Ein Unternehmen wie Amazon hat es da leichter und kann niedrige Preise im Elektronikbereich durch höhere Margen beispielsweise im Buch- und Medienbereich quersubventionieren. Doch für uns und andere Wettbewerber ist das nicht möglich. Und da gilt es gut zu überlegen, ob der Preiswettbewerb noch Sinn macht, wenn man damit am Ende kein Geld mehr verdient. (mh)

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