Umfrage im Channel

Hat der Begriff "Systemhaus" ausgedient?

Wolfgang Emmer ist Co-Founder des Netzwerks E2 Online Marketing. Zu seinen Schwerpunkten zählen Webstrategie, Performance Marketing und Social Media. Als IT-Publizist mit soziologischem Hintergrund widmet er sich nicht nur Themen wie Arbeit 4.0 sondern gibt auch Einblicke in die smarte Welt des Internet of Things.

"Das Gesamtpaket zählt"

Henning Meyer, Geschäftsführer von Acmeo
"Der Begriff Systemhaus steht für Lösungsbereitstellung sowie hochwertige Dienstleistungen und ist ein Inbegriff des IT-Channels. Viele Systemhäuser beziehen aus dem Begriff ihre Identität, wenngleich er noch recht stark mit dem Thema Handelsware verknüpft ist. Spricht man mit Kunden, nennen Sie ihre IT-Spezialisten häufig IT-Dienstleister oder IT-Berater. Gerade im Zeitalter der Cloud ist eine Wahrnehmung als vertrauter Berater oder neutraler Dienstleister wettbewerbsdifferenzierend und damit der Schlüssel für langfristig erfolgreiche Kundenbeziehungen."

Horst Nadjafi, Ex-ACP-Vorstandsvorsitzender und Gründer sowie jetziger nasdo-Vorstand:
"Der Begriff 'IT-Systemhaus' suggeriert für viele Endkunden 'Hardware'. Für Hardware-orientierte Systemhäuser mag der Begriff noch immer seine Berechtigung haben. Für Unternehmen, die ihre – wie ich finde – heutzutage unabdingbare Serviceorientierung mehr in den Vordergrund stellen wollen, ist es sicher nicht mehr die richtige Begrifflichkeit. Für uns ist besonders die Frage, wie der Kunde effektiver und intelligenter arbeiten kann, zentral. Dafür braucht er in der Regel heute nicht viel Hardware bei sich. Zunehmend wichtiger ist das Gesamtpaket: die Beratung, die Dienstleistungen, die genaue Analyse der abzubildenden Prozesse und Betreuungen mit zielführenden Lösungen und Schulungen. Beim Begriff 'Dienstleister' schwingen für mich diese Aspekte mehr mit."

"Hat der Begriff 'Systemhaus' jemals gepasst?"

Benjamin Mund Geschäftsführer Entwicklung von ITscope
"Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Begriff 'Systemhaus' jemals gepasst hat. Denn es ging doch von Anfang an nicht nur um Hardware, sondern auch darum, die passende Software, quasi als Gesamtpaket für den gewerblichen Anwender, zur Verfügung zu stellen. Lösungen für die Probleme und Anforderungen der (gewerblichen) Anwender sind doch letztlich das Ziel aller Bemühungen. Systemhäuser, die den Wandel in der Branche für den Anwender erfolgreich mitgestalten und sich das Vertrauen ihrer Kunden erarbeitet haben, werden meiner Überzeugung nach auch in Zukunft erfolgreich am Markt sein. Sie werden auch den Namen 'Systemhaus' weiterhin zurecht tragen, da sie die Hardware auf Wunsch des Kunden mitliefern."

Reiner Louis, Sprecher der Geschäftsführung von Computacenter:
"Computacenter bezeichnet sich schon seit langem nicht mehr als Systemhaus: Wir sehen uns als IT-Dienstleister und spiegeln damit die Entwicklung bei unseren Kunden wieder. Diese fokussieren immer weniger auf einzelne Produkte und zunehmend auf Gesamtlösungen. Aus meiner Sicht wird es den Begriff Systemhaus sicherlich auch weiterhin geben, aber für mich wirkt er etwas verstaubt und nicht mehr ganz zeitgemäß."

Daniel Dinter, Geschäftsführer von Netzorange:
"Aus meiner Sicht ist der Begriff 'Systemhaus' in unserer Zielgruppe nicht mehr geläufig. Aufgrund unseres Online-Marketings und entsprechender Analysen sehen wir, dass Suchbegriffe wie IT, IT-Dienstleister und IT-Consulting sehr viel häufiger recherchiert werden als der Begriff Systemhaus. Auch aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass das Systemhaus als solches in Zukunft eine Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich vornehmen muss."

"Der Begriff 'Systemhaus' hat noch lange nicht ausgedient"

Nils Kathagen, Geschäftsführer des IT-Systemhaus Ruhrgebiet:
"Als Systemhaus mit zentralen Standort im Ruhrgebiet sehen wir uns nach wie vor als Lösungsgeber für die sich im stetigen Wandel befindlichen und immer neuen IT-Herausforderungen unserer Kunden. Mit dem Begriff 'Systemhaus' verstehen wir uns schon seit nun mehr als zehn Jahren als IT-Dienstleister, der die 'Brückenfunktion' zwischen Kunde bzw. Anwenderseite und den Herstellern von IT-Produkten und Lösungen einnimmt. Für uns ist der Begriff 'Systemhaus' nach wie vor das Schlagwort und hat aus unserer Sicht noch lange nicht ausgedient."

Jan Schmidt, Channel Development Manager von Busymouse:
"Der Begriff 'Systemhaus' hat aus meiner Sicht noch lange nicht ausgedient. Die Anforderungen an ein Systemhaus werden sich zwar in den Bereichen der Lösungs- und Prozessberatung verstärken, aber auch wir als Cloud-Provider sind auf die System-und Integrationsdienstleistungen unserer Systemhauspartner (Reseller) angewiesen. Für das Systemhaus besteht sogar eine große Chance den Bereich der Cloud-Integration auf- oder auszubauen. Die klassische Wertschöpfung kann um einiges effizienter gestaltet werden."

"Der Markt gerät mächtig in Bewegung"

Wolfgang Räth, Geschäftsleitung Vertrieb von All for One Steeb:
"Innovationen wie Cloud oder HANA sind mächtig im Kommen. Diese mittelstandsgerecht umzusetzen, erfordert weit mehr, als ein klassisches Systemhaus zu leisten vermag. Ein überaus fragmentierter Markt gerät daher mächtig in Bewegung. Fokussierung, Allianzen und die Formierung großer, leistungsstarker Einheiten kommen daher zunehmend auf die Tagesordnung."

Helge Scherff, Geschäftsführer Deutschland von Wick Hill:
"Der deutsche Systemhausmarkt ist in Bewegung – das ist richtig. In dem Maße, wie IT-Herausforderungen in Unternehmen komplexer werden, müssen sich Systemhäuser immer mehr vom Handels- hin zum Lösungsgeschäft entwickeln. Mit Themen wie Cloud Computing oder Managed Services gibt es aber genügend Felder, die den Markt positiv antreiben. Das sieht man auch an den Geschäftsentwicklungen. Unter dem Strich ist es, wie in jeder Vertriebssparte, am wichtigsten, das Ohr dicht an den Bedürfnissen der Kunden zu haben und ihnen echten Mehrwert zu bieten."

Ralf Schadowski, Geschäftsführender von ADDAG:
"Als treuer und loyaler Channel-Partner der deutschen IT-Szene mussten auch wir vor ein paar Jahren erkennen, das die Ergebnisse nicht mehr über den Handel erwirtschaftet werden können. Durch einen geplanten und zu den Mitarbeiter passenden Umbau des Geschäftsmodells erwirtschaftet ADDAG als TOP-100-Systemhaus in Deutschland heute 75 Prozent der Erträge durch Dienstleistung. Das ist leichter gesagt als getan, denn das Team muss im Kopf bereit sein, mitgehen und von den geliebten Gepflogenheiten loslassen können. Unternehmen, die das nicht schaffen, werden austauschbar, werden ausgetauscht und verschwinden vom Markt. Das passende Dienstleistungsportfolio zu finden, ist eine existenzielle Aufgabe für jeden IT-Unternehmer." (tö)

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