Hochglanzbroschüren lügen oft

Innovationskultur? Fehlanzeige

29.09.2011

Kreativität nach Vorschrift

Noch lassen sich die Rahmenbedingungen für Innovation in den meisten Unternehmen mit folgenden Worten umreißen: Viele Regeln und Vorschriften und wenig Kreativität. Selbst in den Innovationsabteilungen deutscher Unternehmen müssen Regeln genau eingehalten werden: Bei vier von fünf Befragten ist der Regelbruch - selbst im begründeten Ausnahmefall - nur sehr eingeschränkt möglich. In 35 Prozent der Unternehmen dominieren die Regeln so sehr, dass man ihr Streben nach Innovation als "Kreativität nach Vorschrift" bezeichnen kann. Und nur in 28 Prozent aller Unternehmen sind Kreativität und kreatives Denken hoch angesehen. Und gar nur 24 Prozent trauen sich, "Querdenker" einzustellen.

Genau dies sind aber die Erfolgsrezepte der Unternehmen, die mit innovativen Managementansätzen ganze Märkte revolutioniert haben - wie die Unternehmen Amazon und Samsung und der BlackBerry-Hersteller Research In Motion. Sie alle setzen auf Prinzipien, die den meisten befragten Unternehmen noch fremd sind: schnell und wendig mit einem hohen Maß an Selbstverantwortung.

Innovation mit Vollkaskoschutz

Warum halten so viele Unternehmen an ihren schwerfälligen Innovationsprozessen fest? Ein Grund ist das Bedürfnis nach Absicherung seitens des Managements. Geordnete Prozesse täuschen ihm Sicherheit vor.

Dieses 90er-Jahre-Managementdenken ist ein Teil des Problems - denn in ihm kommt der Gedanke nicht vor: "Lasst’ uns die Dinge doch einfach mal ausprobieren. Und wenn die ersten Versuche scheitern? Dann lernen wir daraus und tasten uns so an die Lösung heran." Das tradierte Managementdenken eignet sich für stabile Zeiten, aber nicht für Zeiten des schnellen Wandels. Heute gilt für hoch-innovative Unternehmen: Sie haben in ihrer Organisation eine Kultur des Experimentierens etabliert. Amazon-Gründer Jeff Bezos ist zum Beispiel überzeugt: "Man muss ein Unternehmen so organisieren, dass die Struktur eine möglichst hohe Zahl von Experimenten zur gleichen Zeit zulässt."

Genau damit tun sich Unternehmen im deutschsprachigen Raum schwer. Innovation, gerne - aber bitte kein Risiko. Nur knapp jedes fünfte Unternehmen fördert aktiv Experimente, die restlichen sichern sich zuvor durch Studien und Analysen ab. Und nur zwölf Prozent akzeptieren "schlechte" Ideen als Teil des kreativen Prozesses. Das steht in Widerspruch zu hochinnovativen Unternehmen wie Research In Motion. Die Philosophie von dessen Gründer Mike Lazaridis lautet: "Neun schlechte Ideen helfen, die zehnte gute zu entwickeln."

Zur Startseite