Euronics-Chef Benedict Kober

"Qualitatives Wachstum wichtiger als Quantität"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

"Die Marke Plusanschluss.de kennt niemand!"

EP ist mit Plusanschluss.de als erste CE-Kooperation in die Online-Vermarktung von Dienstleistungen eingestiegen und hat auch die Wettbewerber Expert und Euronics eingeladen, sich an der Plattform zu beteiligen. Warum wollen Sie bei Plusanschluss.de nicht mitmachen?

Kober: Das ist zwar ein cleverer Schachzug von EP, doch halten wir Plusanschluss.de nicht für optimal. Wir glauben, dass unsere Händler ihre Dienstleistungen unter der Marke Euronics besser vermarkten können. Die Marke Plusanschluss.de kennt keiner, Euronics dagegen schon.
Außerdem arbeiten wir schon länger an der Vermarktung unserer Services im Netz. Dass parallel dazu in Düsseldorf Plusanschluss.de entsteht, konnten wir nicht wissen. Für uns passt das Angebot von Dienstleistungen gut in unseren Multichannel-Auftritt, den wir bis zu unserer Summer Convention auf Mallorca noch einmal überarbeiten wollen.

Das stürmische Wetter beim Euronics-Kongress in Stuttgart passte ganz gut zur Geschäftsentwicklung er Verbundgruppe.
Das stürmische Wetter beim Euronics-Kongress in Stuttgart passte ganz gut zur Geschäftsentwicklung er Verbundgruppe.
Foto: Matthias Hell

Als wir vor einem Jahr über die recht umfassende und nachhaltig geplante Multichannel-Strategie von Euronics gesprochen haben, mussten Sie einräumen, dass die Online-Umsätze noch sehr gering sind. Hat sich das in den letzten zwölf Monaten geändert?

Kober: Die Umsatzlage hat sich nicht geändert. Das liegt aber auch an unserem Geschäftsmodell: Die Online-Umsätze sind für uns nicht entscheidend. Das Kriterium für den Erfolg unserer Multichannel-Strategie ist, dass die Kunden zu uns in die Läden kommen. Unser Ziel ist die Zuführung von Kunden in den stationären Handel. Und hier machen wir Fortschritte. So hat zum Beispiel die Abholung von Online-Bestellungen in den Läden deutlich zugenommen.
Wenn es uns alleine um Online-Umsätze geht, könnten wir auch sagen: Feuer frei! Aber das rechnet sich für uns nicht und macht nur den stationären Handel kaputt. Wir wollen auch im Netz eine hohe Verkaufsqualität. Die von uns definierten Qualitätskriterien gelten für jeden Vertriebskanal gleichermaßen.

Die in den letzten Wochen gemeldeten Umsatzzahlen der Elektronikversender sowie die beeindruckend hohen Umsätze von Amazon.de haben einmal mehr die große Dynamik im Onlinehandel verdeutlicht. Laufen Sie mit einer rein auf den stationären Handel gerichteten Online-Strategie nicht Gefahr, hier den Anschluss zu verpassen?

Kober: Die Kanalsituation hat sich nicht dramatisch verändert. Im TV-Bereich beispielsweise liegt der Online-Anteil heute branchenweit bei rund 12 Prozent. Zu den Glanzzeiten von Quelle, Neckermann und Co. war der Versandhandelsanteil wahrscheinlich sogar etwas höher. Auf jeden Fall bedeutet das, dass auch heute noch mehr als 85 Prozent des Marktes für den stationären Handel zur Verfügung stehen.

Dennoch hat man sich in der EP-Zentrale zur Beteiligung an Notebooksbilliger.de als eine Art Zukunftsversicherung entschieden. Wäre das auch ein für Euronics vorstellbares Szenario?

Kober: Auch wir könnten ein solches Investment haben und haben auch schon entsprechende Angebote geprüft, doch wollen wir das nicht. Bei einer solchen Beteiligung müsste man immer damit rechnen, dass Online-Geschäfte und Warenflüsse stattfinden, die wir so nicht wollen.

Es ist für uns auch schwer vorstellbar, dass man einerseits ein Multichannel-Konzept unter der eigenen Marke aufbaut und sich dann einen aggressiven Gegenpart ins Haus holt, der dem eigenen Handel das Leben schwer macht. Wir verstehen auch nicht, wie die EP-Händler das so einfach schlucken.

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