Foto: Dennis Schumacher
Jörg Raupach ist Leitender Oberstaatsanwalt in Berlin - und hat damit wahrhaft genug zu tun. Dass Dr. Jörg Raupach angeblich auch Richter an zahlreichen Amtsgerichten - von Darmstadt über Osnabrück und Siegen bis Wetzlar sein soll und in dieser Funktion Firmen wegen der Kosten im Zusammenhang mit einer Handelsregisterbekanntmachung anschreibt, ist allerdings ein frecher Betrug. Mit diesen Schreiben haben weder er noch das jeweilige Amtsgericht etwas zu tun.
Die Betrugsmasche ist grundsätzlich nicht neu. Bereits 2014 hat Rechtsanwalt René Neubert bei ChannelPartner vor dieser und ähnlichen Betrugsmaschen bei einer Eintragung im Handelsregister gewarnt. Aktuell nehmen solche Betrugsversuche aber offenbar stark zu. Das bestätigte zum Beispiel eine Sprecherin des Amtsgerichts Siegen auf Anfrage von ChannelPartner.
924 Euro für die Handelsregisterbekanntmachung
Auslöser dieser Anfrage war ein Post von Dennis Schumacher, Gründer und Geschäftsführer des Online-Shops BergBiber.de, bei LinkedIn. Der Anfang 2024 gegründete Shop verkauft hochwertige Babybekleidung und Baby-Ausstattung. Anfang 2025 wurde die Firma als GmbH eingetragen. Kurz darauf flatterte ein Brief mit einer Zahlungsaufforderung über 924 Euro für die Handelsregisterbekanntmachung ins Haus. Angeblich vom Amtsgericht Siegen und im Auftrag des ominösen Richters Dr. Jörg Raupach.
Das Schreiben erweckte in Form, Aufmachung und durch seine Formulierungen sowie die Bezugnahme auf abgekürzte Gesetze und Vorschriften zunächst Glaubwürdigkeit. Schumacher kam es aber sofort dubios vor. "Bereits beim Termin mit dem Notar hatte der mich auf die Gefahr von falschen Zahlungsaufforderungen hingewiesen und mir ein Merkblatt mitgegeben. Außerdem habe ich schon früher von solchen Betrugsmaschen gehört und war deshalb gewarnt."
Anzeichen für einen Betrug bei den Anschreiben
Bei näherem Hinsehen erhärtete sich der Verdacht. Indikatoren für einen Betrugsversuch waren unter anderem die ungenaue Anrede als "Herrn/Frau/Firma/Büro" in der Adresse, das Fehlen eines Absenders und jeglicher Kontaktdaten, eine spanische IBAN (beginnend mit ES) sowie die Angabe der "Zahlstelle Frankfurt" (in Hessen) - denn das Amtsgericht Siegen, von dem das Schreiben angeblich stammte, sowie Schumachers Firma in Wenden im Sauerland sitzen in Nordrhein-Westfalen.
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Die Staatsanwaltschaft Osnabrück und das Landeskriminalamt in Hannover haben einen Online-Betrügerring ausgehoben. Die Spur der Gauner führte zu einem Call Center in Indien. - Bing zeigt Abzock-Anzeige für Routenplaner
Die Verbraucherzentrale Brandenburg warnt vor einem auf der Microsoft-Suchmaschine Bing beworbenen Routenplaner. Hinter dem Angebot versteckt sich eine Kostenfalle. - Festnahme im Internet-Café
Die Krimanalpolizei in Bayreuth ist ein Internet-Betrüger ins Netz gegangen, der unter falschem Namen bei Online-Händlern Waren in fünfstelliger Höhe bestellt, aber nie bezahlt hat. - Web-Seiten-Betrüger wieder aktiv
Die BAB-Distribution GmbH warnt vor Fälschern, die eine Kopie der Homepage des Unternehmens ins Netz gestellt haben. Dies könnte zu Betrügereien im Namen des Unternehmens genutzt werden. - Polizei sucht nach Fakeshop-Opfern
Der Polizei sind zwei Betrüger ins Netz gegangen, die mit falschen Online-Shops eine bisher unbekannte Zahl an Verbrauchern geschädigt hatten. Nun bitten die Ermittler um Mithilfe. - Abzock-Verdacht bei Gewerberegister
Gewerbetriebenden flattern amtlich aussehende Schreiben ins Haus. Unterzeichnet man den Brief, hat man ein Abo für zwei Jahre abgeschlossen - für fast 800 Euro. - Weitere Abzockbriefe im Umlauf
Mit Einträgen in zweifelhafte Register werden Gewerbetreibende zur Kasse gebeten. Wer solche Schreiben erhält, sollte genau prüfen, ob er diese teuren Dienstleistungen wirklich braucht. - Cybercrime-Polizisten fassen Internet-Gauner
Der Polizei Coburg ist ein Internet-Betrüger ins Netz gegangen, der Opfer um insgesamt 75.000 Euro geprellt haben soll. Sie fassten den Gauner, als er erschlichene Waren an einer Packstation abholen wollte. - Pcfritz-Hintermann wollte per Helikopter fliehen
Der Skandal um die Software-Fälscher vom ehemaligen Onliner Pcfritz hätte genug Potenzial für einen Hollywood-Streifen. Einer der Protagonisten wollte sich sogar per Hubschrauber aus der U-Haft befreien lassen. - Mit dem Zoll unterwegs
Wenn es darum geht, Patentverletzungen, ignorierte Geschmacks- und Gebrauchsmuster oder schlicht Fälschungen zu entlarven, dann ist oft der Zoll gefragt. Wir haben die Beamten beim Kampf gegen Plagiate begleitet. - Betrügerische Händler prellen Leasing-Firmen
Drei Geschäftsleute aus Südbaden haben durch fingierte Drucker- und Kopierergeschäfte Leasinggesellschaften in Millionenhöhe betrogen. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. - Millionenkredit entpuppt sich als "Schwarz"-Geld
Mit einem angeblichen Kredit über zwei Millionen Euro haben afrikanische Gauner ein Ehepaar aus Süddeutschland geködert. Einem der Täter wurde die Gier zum Verhängnis. - Internet-Betrüger muss lange in Haft
Mit insgesamt 28 Betrugsfällen hat ein Betrüger insgesamt 42.000 Euro Schaden verursacht. Die Quittung gab es jetzt vor Gericht: Der 32-jährige wandert für fast vier Jahre hinter Gitter. - Pappe statt iPad verkauft
Besonders dreist ist ein Betrüger in Österreich vorgegangen: Er verkaufte 4.000 angebliche iPads, doch die Kartons waren nur mit Pappstücken gefüllt. - Milde Strafe für Internet-Betrüger
Ein 21-jähriger ehemaliger Postzusteller ist in Kiel zu 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteil worden. Er hatte Pakete mit Elektronikartikeln abgezweigt. - Postbote stellt iPhone-Betrüger (Jun. 2014)
Ein Internet-Gauner ging der Polizei in Gütersloh ins Netz. Ein aufmerksamer Paketzusteller gab den entscheidenden Hinweis<br> - Internet-Betrüger mit Gitarrenfotos gesucht (Mrz. 2014)
Ein Internet-Gauner hat auf den Namen unschuldiger Mitbürger Waren bestellt. Nun hofft die Polizei in Bielefeld auf die Mithilfe der Bevölkerung.<br> - Der Betrug mit den Weihnachtshandys (Jan. 2014)
Der Polizei in Köln ging ein Gauner-Trio ins Netz. Die Tatverdächtigen sollen rund 600 Handykäufer durch Plagiate oder ausbleibende Lieferungen geschädigt haben.<br> - Betrug durch falsche Microsoft-Techniker (Nov. 2013)
Gauner geben sich derzeit telefonisch als Microsoft-Support-Mitarbeiter aus. So wollen sie ihre Opfer zur Installation von schädlichen Programmen bewegen.<br> - Betrug über Facebook eingefädelt (Nov. 2013)
Ein 26-jähriger Internet-Betrüger ging der Regensburger Bundespolizei ins Netz. Er hatte über Facebook Waren angeboten aber nicht geliefert.<br> - Betrug über Facebook eingefädelt (Nov. 2013)
Trittbrettfahrer versuchen derzeit die den Datenklau bei Vodafone für Betrügereien zu nutzen. Nun warnt das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein vor der Masche.<br> - Polizei fasst Betrüger an Packstation (Sep. 2013)
Die Saalfelder Polizei konnte einen Internet-Gauner auf frischer Tat ertappen, als er erschlichene Waren an einer Packstation abholen wollte.<br> - Betrüger zocken mit gefälschten Webshops ab (Aug. 2013)
Der Polizei in Göttingen ist nun eine Bande von Internet-Betrügern ins Netz gegangen. Die Gauner hatten rund 1.200 Online-Shopper mithilfe gefälschter Webshops betrogen.<br> - Gauner wollen Insolvente abzocken (Aug. 2013)
Wer im Insolvenzverfahren steckt, hat schon genug Sorgen. Betrüger versuchen nun mit falschen Kostennoten den Pleitiers noch das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen.<br> - Packstation-Gauner verhaftet (Aug. 2013)
Einen Internet-Gauner konnte nun die Polizei in Kiel festnehmen. Er hatte sich Waren mit geklauten Kreditkartendaten zu Packstationen liefern lassen.<br> - Englische Handy-Gauner wollen Händler abzocken (Jul. 2013)
Ein neuer Betrugsversuch hat uns ein ChannelPartner-Leser gemeldet: Ein angeblich in London ansässiges Unternehmen hatte ihm 5.000 Alcatal-Smartphones angeboten.<br> - Gauner erfinden falschen Distributor (Jul. 2013)
Mit gefälschten Internet-Seiten renommierter IT-Unternehmen haben sich Gauner hunderttausende von Euro erschlichen. Nun sind neue Betrüger-Webseiten aufgetaucht.<br> - Internet-Betrüger verurteilt (Mai 2013)
Ein 27-jähriger Mann aus Regensburg musste sich vor Gericht verantworten, weil er in Webshops Waren im Wert von mehreren tausend Euro auf den Namen seines Vermieters bestellt hatte. Diese wurden allerdings nie bezahlt.<br> - Vorsicht vor gefälschten Steuerbescheiden
Behörden in mehreren Bundesländern warnen vor einer neuen Masche mit gefälschten Steuerbescheiden per Post. So lässt sich der Betrug erkennen. - Zahlreiche Beschwerden gegen vermeintliches Serviceportal
Ein Portal, das versteckt kostenpflichtig Adressänderung, An- und Abmeldung oder Aktualisierung der Bankverbindung zum Rundfunkbeitrag angeboten hat, ist ins Visier der Verbraucherschützer geraten. Doch für Betroffene gibt es Hoffnung.
Auch das Zahlungsziel von drei Tagen machte ihn zu Recht stutzig - Zeitdruck aufzubauen ist schließlich in vielen Arten von Betrugsfällen ein beliebtes Mittel von Kriminellen.
Wie die Betrüger an seine Adresse gekommen sind, weiß Schumacher nicht. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sie das Handelsregister sehr genau im Auge haben. Wie aus dem inzwischen bei ihm eingetroffenen offiziellen Schreiben hervorgeht, erfolgte der Eintrag am 21.1. - genau dem Tag, auf den das betrügerische Schreiben datiert ist.
Betrüger schneller als die Behörde
Nach Auskunft des Amtsgerichts Siegen werden die Daten vor der Publikation dort an keine andere Stelle gegeben und nirgends anders veröffentlicht. Und leider seien die Betrüger mit ihren Zahlungsaufforderungen oft schneller, als die Behörde selbst. Die lege jedem dieser Anschreiben einen Merkzettel mit Hinweisen auf betrügerische Aktivitäten bei.
Manchmal sei es dann aber schon zu spät. Besonders häufig würden Neueintragungen angeschrieben. Offenbar gehen die Betrüger davon aus, dass die Verantwortlichen da noch wenig Erfahrung im Verkehr mit Behörden haben und die Zahlungsbereitschaft hoch ist, weil man "alles richtig machen will".
Staatsanwaltschaft bittet um Anzeigen
Das Amtsgericht gibt Betrugsfälle, von denen es erfährt, an die Staatsanwaltschaft weiter. Die wollte sich auf Anfrage von ChannelPartner zur Entwicklung derartiger Fälle nur schriftlich äußern. Der Sprecher bat aber darum, auf alle Fälle Anzeige zu ersttaten. Denn nur so habe man Gelegenheit, der Sache nachzugehen oder selbst zu warnen, wenn eine erhebliche Zunahme feststellbar ist.
Schumacher überlegt derzeit noch, ob sich eine Anzeige lohnt. Schließlich sei die einzige Spur die IBAN in Spanien - für die die Hintermänner wahrscheinlich einen Strohmann missbrauchen. Er hatte sich daher zunächst dafür entschieden, in seinem Bekanntenkreis und Online darauf aufmerksam zu machen. "Ich war ja auch auf diesem Wege vorgewarnt, weil ich darüber vorher von ähnliche Betrugsfällen gehört habe. Das hat also funktioniert. Mit meiner Warnung erreiche ich hoffentlich wieder Menschen, denen das bisher noch nicht bekannt war und die dann nicht darauf reinfallen."
Persönliche Daten im Handelsregister zwingend erforderlich
Falsche Handelsregisterrechnungen: Kein Vergütungsanspruch bei Abzocke