Was der Finanzexperte rät

Firmenfinanzierung – so machen Sie es richtig

21.03.2012

Management-Buy-outs

Das andere Ende der Skala bilden Management-Buy-outs. Das heißt, die "zweite Ebene" der angestellten Manager beerbt den Entrepreneur. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung muss es sich dabei aufgrund der beschränkten Mittel der angestellten Manager nicht um eine Quasi-Schenkung handeln. Vielmehr gibt es hier über Fördermittel auf Bundes- / Landesebene sehr interessante Möglichkeiten. Wir hatten vor Jahren einen Manager begleitet, der sich die Mehrheit an einem Systemhaus erworben hat und dafür nur einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz der Kaufpreissumme aufbringen musste. Zudem kann durch eine Rückgewähr eines Teils des Kaufpreises als Darlehen bzw. durch einen sukzessiven, ratierlicher Übergang der Anteile für eine Entspannung der finanziellen Situation gesorgt werden. Gleichzeit dokumentiert dies das Commitment des "Seniors".

Damit diese "Going concern"-Lösung auch wirklich zur guten Fortführung wird, ist es entscheidend, dass der neue geschäftsführende Gesellschafter Unternehmerblut in sich hat und nicht nur über Managementqualitäten verfügt. Der Grundstein dazu wurde ja bereits in der Vergangenheit gelegt oder auch nicht. Das heißt, die hohe Kunst besteht darin, beizeiten einen Kronprinzen aufgebaut zu haben. Für Management-Buy-ins gilt Ähnliches, wobei dort natürlich durch den "Externen" ein zusätzliches Risiko besteht - aber auch eine Chance auf neuen Wind unter Beibehaltung der Eigenständigkeit des Unternehmens. Generell gilt, dass bei Buy-in- bzw. Buy-out-Kandidaten das Engagement am größten ist - hängt doch in der Regel das komplette Vermögen am Wohl & Wehe einer positiven Fortführung.

Wie lange Sie als Unternehmer an Bord bleiben, hängt davon ab, wie alle Fäden bei Ihnen als Unternehmenslenker zusammenliefen oder ob Sie bereits eine zweite Führungsebene eingezogen haben. Neben der technischen Expertise werden Investoren von außen insbesondere Wert darauf legen, dass Ihr jahrzehntelanges Netzwerk zu Kunden und Lieferanten möglichst rasch übergeht. Beraterverträge mit abnehmenden "Anwesenheits-Zusagen" sind dabei ein probates Mittel. Zudem sollte geklärt werden, wie der Fall eines vorzeitigen Ausscheidens zu regeln ist - denn Vollblutunternehmer fällt es schwer, sich vom "Patriarchen" im positiven Sinne des Wortes in eine beratende Rolle zu fügen.

Frage 2: Wir sind ein IT-Beratungs-Unternehmen und haben im Rahmen eines Kundenprojekts eine innovative Individuallösung geschaffen. Da die Lösung auch für andere größere Unternehmen von Interesse sein müsste, wollen wir eine neue Standardsoftware entwickeln und suchen dafür Investoren. Wahrscheinlich ist dafür ein ‚strategischer Investor‘ am besten, der über den entsprechenden Kundenzugang verfügt, oder?

Antwort von Dr. Bernhard Schmid:

Sie haben recht, strategische Investoren, also größere IT-Unternehmen, haben einen ganz anderen Top-Level-Zugang, um Innovationen im Unternehmen zu platzieren. Denn bei der Vielzahl innovativer Lösungen entscheidet leider nicht nur der technologische Vorsprung, sondern die Vernetzung in die Entscheider-Etagen.

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