Arbeitszeugnisse auf dem Prüfstand, Teil 1

Notenvergabe in qualifizierten Arbeitszeugnissen

28.06.2010

Kritik auch abseits der Gesamtnote möglich

Kundige der Zeugnisschreibung wissen zudem, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, auch abseits der Gesamtnote Kritik an den Leistungen eines Beschäftigten anzubringen. Darauf weist auch der Befund hin, dass tatsächlich rund 80 Prozent aller untersuchten Arbeitszeugnisse teils so gravierende Auffälligkeiten aufwiesen, dass die Gesamtnote nicht mehr glaubwürdig wirkte. Selbst wenn der überwiegende Teil der entsprechenden Mängel auf Unkenntnis des Arbeitgebers zurückzuführen sein sollte, liegt der Schluss nahe, dass Leerstellen und Widersprüche in der Bewertung regelmäßig benutzt werden, um eine gute oder sehr gute Gesamtwertung auf versteckte Weise wieder zu relativieren bzw. zu entkräften. Solche Feinheiten kann letztlich nur ein erfahrener Zeugnisexperte zuverlässig einordnen, ein Arbeitnehmer ohne den entsprechenden fachlichen Hintergrund wird hier in der Regel wenige kritische Punkte erkennen.

Die deutliche Verbesserung der Gesamtwertung in Arbeitszeugnissen weist zudem klar darauf hin, dass die erhöhte Mobilität auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich auch zu einer erhöhten Bedeutung dieser Leistungsnachweise für die Arbeitnehmer geführt hat. Ohne entsprechende Veranlassung, d.h. ohne verstärktes Nachfragen/Reklamieren seitens der Beschäftigten wäre ein Sprung um eine halbe Note in weniger als 15 Jahren kaum zu erklären.

Und dieser Befund deckt sich auch mit einer weiteren Auswertung von uns, wonach sich bei einem Wunsch zu einer Korrektur von Arbeitgeberzeugnissen die Arbeitnehmer fast immer eine Note besser einschätzen als der Vorgesetzte. Bereits jetzt wird es also immer wichtiger, bei Arbeitszeugnissen intensiv "zwischen den Zeilen" zu lesen, um die tatsächliche Leistungsbeurteilung bei einem Stellenbewerber nachvollziehen zu können.

Aussagekraft wird ausgehöhlt

Sollte dabei der Trend zu immer besseren Zeugnissen anhalten, so ist es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis diese als Leistungsnachweis ihrer Aussagekraft weitgehend beraubt sind, wie dies von vielen Personalern bereits heute behauptet wird. Am Ende wäre die große Chance vertan, einstellenden Unternehmen mit differenzierten und individuellen Leistungsnachweisen wertvolle Informationen zur Auswahl geeigneter Bewerber zu liefern und der Prozess der Personalauswahl würde erheblich erschwert. (oe)

Weitere Informationen und Kontakt:

Dr. Holger Münch, Personalmanagement Service GmbH, Marchlewskistr. 33, 10243 Berlin, Tel.: 030 67303740, E-Mail: h.muench@arbeitszeugnis.de, Internet: www.arbeitszeugnis.de und und www.arbeitszeugnis.de/zeugnismaengel.php

Die Personal Management Service GmbH betreut mit den Portalen arbeitszeugnis.de, arbeitszeugnis.com, zeugnistest.de und praktikumszeugnis.de Schwerpunktdienstleistungen rund um das Thema Arbeitszeugnis.

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