Diskussionsrunde mit Festplattenherstellern: neue Technologien, neue Anwendungen, neue Märkte

05.10.2006

Was geht bei einer Platte eher kaputt? Die Elektronik oder die Mechanik?
Atzkern: Ungefähr 30 bis 40 Prozent der Rückläufe sind mechanische Beschädigungen. Der Rest hat verschiedenste Ursachen. Dazu gehören beispielsweise Überspannungsschäden von defekten Netzteilen, die quasi die gesamte Elektronik zerstören. Weiterhin übersteigen die Mediendefekte die Elektronikdefekte noch um den Faktor 2, abgesehen von extern zugeführten Beschädigungen.
Schuster: Wir klassifizieren im OEM-Bereich auch Festplatten nach Ausfallgründen. Und da hat sich herausgestellt, dass ein Drittel der Rückläufer auf Fehler des Anwenders beziehungsweise des Assemblierers zurückzuführen ist, ein weiteres Drittel weist gar keine Fehler auf und der Rest sind tatsächlich Herstellerdefekte.

Vor ein paar Jahren ging ein großer Aufschrei durch die Presse, die Festplattenhersteller hatten ihre Garantiezeit auf ein Jahr gesenkt. Da war richtig was los. Und jetzt haben alle wieder die Garantiezeit auf mindestens drei Jahre angehoben.
Atzkern: Die Garantie müssen Hersteller mit Rückstellungen abdecken. Der Versuch, auf ein Jahr zu gehen, sollte die finanziellen Mittel, die durch Rückstellungen gebunden sind, für anderweitige Verwendungen freimachen. Der Markt in Deutschland hat natürlich mit 24 Monaten Gewährleistung diesen Aufschrei verursacht. Dabei ist aber noch zu unterscheiden zwischen Garantie und Gewährleistung, was viele im Markt draußen nicht verstanden haben. Das führt natürlich zu Streit zwischen dem Händler und dem Kunden und natürlich auch zwischen Händler und dem Lieferanten oder dem Hersteller. Darum ist man jetzt mit diesem Schritt auf drei Jahre einfach wieder aus dem Weg gegangen.
Kubsch: Letztendlich ist es ja so, dass der moralische Verschleiß einer Platte, also der Zeitpunkt, bis zu dem eine Platte vom Einsatz her interessant ist, halt sehr viel schneller geht, als typischerweise die Garantieleistungen heute auffangen. Wer wird heutzutage noch eine Festplatte reklamieren, die vor fünf Jahren gekauft wurde und eine Kapazität von 10 bis 20 GB hat?

Gibt es überhaupt noch solche Platten mit diesen kleinen Kapazitäten, und wer will die?
Mauerhofer: In Osteuropa gibt es noch vielfach Händler, die nach kleinen Platten fragen.

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